Ein Tag im Leben eines Webmasters

Berufliche Selbstfindung ist gar nicht so einfach. Auch wenn ich jetzt 1,5 Jahre dabei bin, weiss ich auf die Frage „Und, was machst du so?“ immer noch nicht wirklich zu antworten.

Ich bin kein Webdesigner. Klar mach ich auch mal ein Design, aber meistens gebe ich das an die Grafiker raus, die haben da einfach mehr Ahnung von. Programmierer bin ich aber auch nicht, denn ich beherrsche keine einzige Programmiersprache. Gut, HTML&CSS, da hab ich echt viel mit zu tun, aber das ist eben keine Programmierung. Vielleicht bin ich einfach „Webmaster“?

Selbständig bin ich aber unter anderem deshalb, weil ich nicht gerne früh aufstehe. Ich habe kein Problem damit bis 19, 20 oder 21 Uhr zu arbeiten. Aber ein echtes Problem um 8 Uhr anzufangen.

Also fange ich meistens so zwischen 10 und 11 an. Je nachdem wieviel ansteht und wie lange ich zum Kaffeetrinken gebraucht habe.

Heute war es schon halb 12, weil ich vorher noch einen Behördentermin hatte. Wie jeden Tag startet mein Büroalltag erstmal damit E-Mails abzuarbeiten. Um die 20… davon 4 auf die ich reagieren musste.

Danach dann die üblichen Tabs öffnen- Onlinebanking checken, Twitter lesen, Lokalnachrichten überfliegen.

Projektmanagement öffnen und einen Tagesplan erstellen, den ich sowieso wieder nicht einhalten können werde. Zuerst ein bisschen Recherche. Ein Stammkunde hat eine Idee, was manmit seiner Webseite noch tolles machen kann. Also finde ich heraus, wie und ob das funktionieren kann und packe das neugewonne Wissen in eine E-Mail an ihn.

Inzwischen ist es schon 13 Uhr. Ich packe das Design nochmal an, dass ich gestern angefangen hatte. Eine Anwalts-Website. Schön schlicht, seriös. Aber irgendwie fehlt ihr der Reiz, das Besondere, das, was sie von anderen Seiten abhebt. Ich ändere hier noch ein bisschen an den Farben, füge ein paar dezente Schatten hinzu und schliesse das Projekt wieder. Heute ist kein kreativer Tag. Also rufe ich meinen Grafiker an, schicke ihm die Datei und bitte ihn darum, aus meinem Konzept ein sinnvolles Design zu machen.

Die nächste Runde E-Mails abarbeiten steht an. Ich schalte ein paar Kommentare in einem Blog frei, den ich betreuue. Bis mir wieder einfällt, dass ich zu diesem Blog unbedingt ein Newsletter-System aufsetzten muss. Das steht seit Wochen in meinem Projektmanagement und ich bin einfach noch nicht dazu gekommen. Um es nicht weiter aufzuschieben, mache ich mich sofort ans Werk.

Es ist inzwischen 18 Uhr. Ein Kunde ruft an und will noch eine Beratung. Kurz vor 19 überlege ich mich nochmal an das Newslettersystem zu setzen, damit es endlich mal fertig wird und lass es dann doch um lieber noch etwas Twitter zu lesen.

Um 19:30 packe ich meine Sache und habe das Gefühl, mal wieder überhaupt nichts geschafft zu haben.

Kunden, die man gar nicht will

Klar, als Existenzgründer kann man sich seine Kunden nicht aussuchen. Man muss über die Runden kommen und dementsprechend auch Kunden bedienen, die man bei entsprechender Firmengröße einfach abweisen würde.

Dennoch gibt es Fälle, in denen man sich nicht sicher ist, ob man sich wirklich so prostituieren will, dass man für jemanden arbeitet, der einem total zuwider ist.

Ein Herr ruft mich morgens um 8 Uhr an. Will mir seine Firma nicht nennen, solange er sich noch nicht sicher ist, dass ich auch die richtige Agentur bin. Er ist unfreundlich und selbstverliebt, fordert kostenlose Beratung von mir, will Referenzen sehen und fragt mich aus, was ich denn schon so gemacht hätte.

Kurz: Er führt sich auf als wäre er im Siemens-Vorstand. Ich hingegen bin noch überhaupt nicht wach, habe noch keinen Schluck Kaffee intus und versuche einfach nur der Situation Herr zu werden.

Er will Zahlen wissen- was kostet dies oder das. Ich kann ihn nicht einschätzen, er will mir auch nicht sagen, wie gross das Projekt wirklich werden soll, ich kann nicht herausfinden, ob sich das für mich rechnet.

Ich weiss nur, dass mir dieser Mann furchtbar unsympathisch ist. Also versuche ich freundlich zu sein und ihn so weit wie möglich zu informieren.

Heute ruft er wieder an. Er wolle einen Termin, damit er mal schauen kann, wie ich so arbeite, damit er sich entscheiden kann, ob ich der richtige für ihn bin.

Er kotzt mich an. Ich will nicht für ihn arbeiten. Auf der anderen Seite kann ich es mir nicht leisten, einem Interessenten abzusagen.

Also werde ich mich mit ihm treffen. Aber ich werde die Preise so hoch ansetzen, dass Schmerzensgeld mit einkalkuliert ist. Und irgendwie hoffe ich heimlich, dass er sich dann doch eine andere Agentur sucht, weil ich ihm zu teuer bin. Aber ihn direkt abservieren, das kann ich mit meinem Gewissen nicht machen.

Wer bin ich, dass ich es mir leisten kann, Kunden abzuweisen, nur weil sie unfreundlich sind? Nein, dafür habe ich noch zu wenig Umsatz.

Auf der anderen Seite: Habe ich es wirklich so nötig, dass ich mir alles gefallen lassen muss? Irgendwie ja auch nicht. Dilemma…

Kundenakquise und Nervosität

Wer einen potenziellen Kunden für sich gewinnen will, der muss souverän auftreten können. Von seiner eigenen Leistung überzeugt, aber nicht verblendet. Der muss freundlich sein, aber nicht schleimig.

Wer das seit Jahren macht, der wird seinen Weg gefunden haben. Nur- wie geht man als Gründer damit um? Seminare besuchen? Wild ausprobieren? Einfach hoffen, dass Kunden von alleine kommen?

Mir ist bewusst, dass ich einemKunden meine Leistung nur verkaufen kann, wenn ich mich an bestimmte Eckpunkte halte- ich muss wissen, was meine Firma kann und was nicht. Ich muss wissen, was sie besser macht als die Mitbewerber. Wissen, welchen Vorteil ich dem Kunden bringe. Aber man muss dieses Wissen eben auch verkaufen können, dem Kunden nahbringen.

Stottert man sich am Telefon einen ab und verwendet vor jedem Atemzug ein „äh..“ steigert das nicht unbedingt die Chancen auf einen erfolgreichen Abschluss.

Manchmal bin ich so souverän wie ich sein sollte. Da bin ich die Coolness in Person, Businessfrau und kann jedem alles verkaufen. Aber manchmal.. gerade wenn es um viel Geld geht, da wird mir richtig schlecht. Da wähle ich mit Herzklopfen die Telefonnummer und hoffe, dass keiner ran geht. Da zweifel ich, ob ich mit der Selbständigkeit überhaupt den richtigen Weg gewählt habe, wenn ich sowas nicht hinbekomme.

Aber – da müssen wir als Startups einfach durch. Und mit jedem Mal wird es leichter werden. Bis wir irgendwann genauso souverän sind, wie die alten Hasen.

Betriebshaftpflicht für Existenzgründer

Ja, wer nicht als GmbH gründet, sondern erstmal als Einzelunternehmer startet, der haftet mit seinem gesamten Privatvermögen.

Kurz: von einem kleinen Fehler kann die gesamte Existenz abhängen.

Glücklicherweise gibt es ja Versicherungen. Allerdings ist das mal wieder nicht so einfach wie gehofft. Eine normale Betriebshaftpflicht deckt nämlich keineswegs die Schäden ab, die man als Unternehmer verursacht, sondern kümmert sich eher darum, dass man nicht für den Schaden aufkommt, den ein Besucher erleidet, wenn er über ein Kabel stolpert.

Was aber tun, wenn man als Systemadministrator sich vertippt und den ganzen Server lahmlegt? Das lässt sich auch versichern, aber die Summen sind so hoch, das man schon Pleite ist, nachdem man die erste Prämie gezahlt hat.

Hinzukommt, dass man häufig gezwungen ist, Aufgaben an Subunternehmer abzugeben, denn niemand kann alles- das ist auch durchaus gut und im Interesse des Kunden, aber: dem Kunden gegenüber haftet nicht der Subunternehmer, sondern man selbst. Klar, irgendwie kann man den Schaden dann wieder vom Subunternehmer einfordern, aber wenn man dann keine berufliche Rechtschutzverischerung hat (und ja, die ist auch richtig teuer) wird auch das wieder zu einem finanziellen Fiasko.

Ich wusste, dass das mit der Haftung hart wird, aber das das so heftig ist…

GbR gründen- alles ganz einfach (?)

die GbR ist neben dem Einzelunternehmertum die einfachste Unternehmensform. Es braucht keine Notare, kein Stammkapital, eigentlich braucht es nicht mal einen Gesellschaftervertrag.

Wie einfach es dann wirklich ist, hängt aber wieder von den persönlichen Voraussetzungen ab.

Sind alle Beteiligten der zukünftigen GbR Existenzgründer ist das kein Problem. Da macht man eine Buchhaltung, jeder hat seine Nummer für die Einkommensteuer und versteuert entsprechend seinen Anteil und die GbR hat eine gemeinsame Nummer für die Umsatzsteuer und die Gewerbesteuer.

Ist aber einer der GbR-Gründer bereits selbständig, und das dürfte nicht gerade selten sein, dann ist doch die Hilfe eines Steuerberaters notwendig. Endgültig konnte meine Internet-Recherche die Frage nicht beantworten, die meisten Quellen meinen jedoch, dass derjenige in dem Fall sein eigenes Gewerbe abmelden muss und mit der GbR ein neues anmelden.

Aber mal so von der rein emotionalen Seite: man will sein Gewerbe aber vielleicht gar nicht abmelden…. man hat das Baby so viele Jahre grossgezogen, dass man irgendwie doch sehr daran hängt. Dass das eigene Gewerbe zur GbR wird, das wäre ja ok, aber abmelden?

Und was passiert mit all den laufenden Sachen? Was ist mit der Anschaffung aus dem letzen Jahr die einen Restwert von 500€ hat? Alles Sachen, für die man dann teuer einen Steuerberater bezahlen muss um das alles zu klären.

Hinzu kommt, dass der Einzelunternehmer einen Gewerbesteuer-Freibetrag von 25.000€ hat. Die GbR auch. Sprich: Gewerbesteuer fällt viel früher an, als wenn jeder sein eigenes kleines Gewerbe behalten hätte.

Wo ist also der Vorteil der GbR? Als mir die Idee der Gründung kam, hatte ich noch viele Argumente dafür, umso länger ich darüber nachdenke, desto weniger fallen mir aber ein…

Freiberufler? Gewerbetreibender?

Ja, was bin ich denn nun?

Und was will ich sein?

Als Projektmanager häng ich da so ein bisschen zwischen den Stühlen. Ist Auslegungssache. Das Finanzamt wird vermutlich auf Gewerbe plädieren, mit der KSK müsste man mal diskutieren.  Wenn man es richtig formuliert, ist es aber eindeutig freiberuflich.

Es ist Spezialwissen vonnöten, man hat freie Entscheidungsgewalt und die Fachkenntnis wird eben frei eingesetzt und nicht nach Vorgaben abgearbeitet. Und beratend ist es auch.

Aber die Katalogberufe sind eben in einer Zeit enstanden, als es meinen Job noch gar nicht gab.

Die Frage ist nur- ist die Freiberuflichkeit wirklich ein so grosser Vorteil? Immer wieder liesst man, dass seit der Unternhmenssteuerreform die Gewerbesteuer gar keinen relevanten Punkt mehr ausmacht, weil sie mit der Einkommensteuer verrechnet werden kann.

Dann steht da natürlich noch die IHK, die GEZ der Gewerbetreibenden. Pflichtmitgliedschaft ohne nennswerte Gegenleistung. Das ist ärgerlich und wenn das Unternehmen dann mal wirklich Umsatz macht auch ganz schön teuer.

Dafür ist man als Freiberufler doch eingeschränkter, was man so auf seine Rechnungen schreiben darf.

Und die KSK? Ist die wirklich von Vorteil? Klar, sie übernimmt die Hälfte der Krankenverischerungskosten. Das ist natürlich super. Dafür muss man aber auch in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. Und das hatte ich eigentlich nicht vor. Bedeutet, 10% seines Gesamteinkommens in die RV zu stecken. Die man eigentlich gar nicht will.

Ein Rechenbeispiel eines Existenzgründers:

Monatliches Einkommen: 1500€. Krankenkasse privatversichert 280€. Macht mit KSK 140€ KV + 150€ RV = 290€ monatliche Kosten. Also etwas mehr, als wenn man nur die KV zahlen würde. Und dass man vom Staat mal Rente bekommt… naja, also… ich glaub nicht dran. Also will ich eigentlich auch nicht in die gesetzliche RV. Und vor allem will ich denen nicht 10% meines Einkommens geben, vor allem nicht am Anfang, wo das Geld eh schon so knapp ist.

Zweites Rechenbeispiel eines erfolgreich Selbständigen:

Monatliches Einkommen 3500€. Krankenkasse privat immer noch 280€. Macht bei der KSK dann 140€ KV + 350€ RV. Da sind wir dann deutlich teurer dran, wenn man eben nicht davon ausgeht, dass man mal Rente vom Staat bekommt.

Und zahlt man dann wirklich 210€ monatlich für IHK und Gewerbesteuer? Kann ich mir irgendwie nicht vorstellen. Müsste man mal ausrechnen… wenn nicht die Gewerbesteuerberechnung so kompliziert wäre und die IHK so ungern mit ihren Beiträgen rausrücken würde…. da steck ich die 210€ doch lieber in eine private Rentenversicherung.

Wer berät einen in solchen Fragen?

Zwischen zwei Stühlen; oder: Wie ein Hacker den Zeitplan stören kann

Ok, noch 5 Tage bis alle Examensprüfungen durch sind. Firma muss also zumindestens 5 Tage Pause machen. Dumm nur, wenn ein Hacker meint, genau jetzt den gesamten Server mit 12 Domains lahmlegen zu müssen.

Was tun? „Tschuldigung, kann ich erst nächste Woche drum kümmern?“ Wohl kaum. Dann ist der Kunde (zurecht) weg. Tolles Timing, lieber Hacker.

Also kümmer ich mich drum. 10 Stunden lang, Dateien auf dem Server suchen, prüfen, uploaden. Bugfixing. Datenbanken wieder herstellen.

Jetzt ist einer meiner verbleibenden Lerntage weg. Dafür habe ich hoffentlich einen Kunden zu einem Stammkunden machen können.

Naja, wer Business machen will muss eben Prioritäten setzten.

Unternehmergeist – zügel dich!

Erst die Uni zu Ende bringen, dann Business machen.

Einfach gesagt, aber schwer zu machen. In zwei Wochen sind alle Prüfungen vorbei, das ist ein überschaubarer Zeitraum, trotzdem kann ich mich einfach nicht beherrschen. Gespräche mit dem Grafiker bezüglich des Logos, erste Kundenanfragen und Aufträge, Voraborganisation… das alles fordert seine Zeit ein.

Und ja, es macht mir Spass. Mehr als alles, was ich bisher beruflich gemacht habe. Ich WILL das jetzt endlich machen! Und auch diese blöden zwei Wochen bis es endlich richtig losgeht erscheinen mir als zu lang. Mein Kopf ist voller Ideen, ich habe Marketing- und Aquise-Pläne, will endlich auf den Markt.

Mir ist schon klar, dass das keine Firma wird, die in den ersten Monat vierstellige Beträge abwirft, das machen Neugründungen einfach nicht, da bin ich Realist, aber der Unternehmergeist in mir will raus.

Mein Baby soll endlich geboren werden, die Schwangerschaft war lang genug, das Kinderzimmer ist seit Wochen bereit…..

Firmengründung und Stress

Ja, ich gebe zu, ich hab es ein wenig unterschätzt.

Die Firma soll am 1.7. starten. Dass ich am 1.6 im Stress untergehe mag daran liegen, dass ich nebenbei auch noch mein Examen zu Ende bringen muss. Aber daneben auch daran, dass ich es nicht hinbekomme, abzuschalten. Da muss ein Weg her, sonst falle ich eines Tages einfach um- sobald Wochenende ist und ich mal ein bisschen Zeit habe fängt es an- mit dem Grafiker das Logo besprechen, den Telefonanbieter beauftragen, die Versicherungen starten, Kontakte knüpfen, Treffen mit Netzwerkern ausmachen und abhalten, Kreditkarte beantragen…

Der Kopf ist voll mit To-do-Listen. Alles schwirrt rum und will erledigt werden. Und kaum hat man mal „frei“, hat man Zeit für genau diese Sachen. Vieles davon lässt sich aber eben nicht auf den Gründungstag verschieben, sondern muss vorher organisiert werden.

Ich komme einfach nicht zur Ruhe. Vor allem zu Hause nicht. Zuviel zu tun. Wann soll ich für meine Prüfungen lernen? Manchmal muss man eben Prioritäten setzen…

Rechts- und Steuerfallen

Problem: Als Existenzgründer hat man kein Geld für Anwälte und Berater. Aber genau dann braucht man sie am meisten. Oft bekommen Selbständige nur durch Zufall etwas von Gesetzen mit, und dann kann es teuer werden.

Einige Besipiele für Abgaben und Regelungen, die die wenigsten kennen:

Rentenversicherungspflicht für bestimmte Gruppen

Grundsätzlich sind Selbständige nicht RVpflichtig. Read more »